Auch wenn der Australian Shepherd im Großen und Ganzen eine gesunde und robuste Hunderasse ist, gibt es trotzdem körperliche und genetische Erkrankungen von denen
er betroffen ist. Die häufigsten und wichtigsten rassetypischen Erkrankung habe ich in diesem Artikel einmal zusammengefasst.
Zum besseren Verständnis sind die wichtigsten Fachbegriffe in der Vererbungslehre kurz erklärt:
Autosomal-dominante Vererbung:
Autosomal-dominante Vererbung bedeutet, dass ein Hund nur eine Kopie des defekten Gens, entweder eins von der Mutter oder eins vom Vater, tragen muss, um die Krankheit zu entwickeln. Ein Hund, der nur eine Kopie des Gens hat, wird als Träger bezeichnet, dass heißt er ist nicht selber an der Krankheit erkrankt, er kann die Krankheit aber an seine Nachkommen weitervererben.
Autosomal-rezessive Vererbung:
Autosomal-rezessive Vererbung bedeutet, dass ein Hund zwei Kopien des defekten Gens, eins von der Mutter und eins vom Vater, tragen muss, um die Krankheit zu entwickeln. Ein Hund, der zwei Kopien des Gens hat, wird als betroffen bezeichnet, dass heißt er ist selber an der Krankheit erkrankt und kann die Krankheit an seine Nachkommen weitervererben.
Körperliche Erkrankungen beim Australian Shepherd:
Hüftgelenksdysplasie (HD):
Die HD ist eine schmerzhafte Fehlentwicklung des Hüftgelenks und kann zum einen Teil vererbar sein, zum anderen Teil auch durch äußerliche Faktoren, z. B. zu viel Treppen steigen im Welpen-/Junghundalter oder falsche Ernährung begünstigt werden. Um die Hüfte untersuchen zu können, muss der Hund in Narkose gelegt werden, da bei der Untersuchung die Hüfte eingedreht werden muss, um ein aussage-kräftiges Röntgenbild zu bekommen. Hunde, bei denen HD festgestellt wurde, erkennt man meist daran, dass diese Hunde Schwierigkeiten beim Laufen haben. Um die Hüfte beurteilen zu können, wird das Ganze in die Buchstaben A bis E und teilweise noch in die Zahlen 1 und 2 aufgeteilt, so dass sich folgene Möglichkeiten ergeben: A1 / A2 (frei), B1 / B2 (Verdacht), C1 / C2 (leicht), D1 / D2 (mittel) und E1 / E2 (schwer).
Eine beginnende HD erkennt der Hundehalter meist daran, dass der Hund große Schwierigkeiten beim Laufen hat und sich infolgedessen öfter hinsetzt oder generell nicht mehr gerne laufen mag
Bei der Hüftgelenksdysplasie gibt es die fünf Buchstaben A, B, C, D und E, welche nochmal in Grad 1 oder Grad 2 aufgeteilt werden, sodass es folgende Möglichkeiten gibt:
A1, A2 > komplett frei von HD / es darf gezüchtet werden
Ellenbogendysplasie (ED):
Die ED ist eine schmerzhafte Entwicklungsstörung des Ellenbogens und kann zum einen Teil vererbar sein, zum anderen Teil auch durch äußerliche Faktoren, z. B. zu viel Treppen steigen im Welpen-/Jung-hundalter oder falsche Ernährung begünstigt werden. Bei der Ellenbogenuntersuchung muss der Hund in Narkose gelegt werden, um ein aussagekräftiges Röntgenbild zu erhalten. Betroffene Hunde zeigen ein eingeschränktes Ellenbogengelenk und lahmen. Ellenbogendysplasie ist nicht heilbar und schreitet ein Leben lang fort. Um den Ellenbogen beurteilen zu können, wird das Ganze in Zahlen aufgeteilt, so dass sich folgende Möglichkeiten ergeben: Grad 0 (frei), Grad 1 (leicht), Grad 2 (mittel) und Grad 3 (schwer).
Osteochondrosis / Schulter (OCD):
Die OCD ist eine schmerzhafte Erkrankung, welche am häufigsten den Knorpel im Schulterbereich betrifft, aber auch Ellenbogengelenk, Kniegelenk, Sprunggelenk oder das Kreuzbein können davon betroffen sein. Großwüchsige Hunderassen oder schnell heranwachsende Junghunde haben ein erhöhtes Risiko, OCD kann auch auch genetisch sein oder durch äußerliche Faktoren wie Überbela-stungen z. B. Sprünge, abrupte Stopps und enge Wendungen im Junghundalter oder falsche Ernährung oder Übergewicht begünstigt werden. Um OCD feststellen zu können, muss der Hund in Narkose gelegt werden, um durch ein Röntgenbild oder alternativ ein MRT ein aussagekräftiges Bild zu erhalten. Symptome zeigen sich erst, wenn die Erkrankung bereits in einem fortgeschrittenen Stadium ist und betroffene Hunde lahmen, zeigen Auffälligkeiten im Gangbild oder vermeiden bestimmte Bewegungen. Zur Beurteilung gibt es entweder die Möglichkeit frei (nicht betroffen) oder nicht frei (betroffen).
Lendenübergangswirbel (LÜW):
Der LÜW ist eine angeborene Missbildung der Wirbelsäule zwischen Lendenwirbelsäule und Kreuzbein.
Hunde besitzten in der Regel ein Skelett aus 7 Halswirbel, 13 Brustwirbel, 7 Lendenwirbel, 3 Kreuzwirbel und ca. 20 Schwanzwirbel, bei dem LÜW haben Hunde aber noch einen zusätzlichen 8
Lendenwirbel. Betroffene Hunde zeigen Schädigungen der Bandscheibe auf, Lahmheiten an der Hinterhand und die Hüftgelenksdysplasie wird begünstigt. Es ist bis heute nicht geklärt, wie LÜW
vererbt wird, denn es gibt sowohl Eltern, die kein LÜW haben, die Nachzucht jedoch betroffen ist, genauso wie es Eltern gibt, die LÜW haben und die Nachzucht davon nicht betroffen ist. Um den
LÜW beurteilen zu können, muss der Hund in Narkose gelegt werden und es wird durch ein Röntgenbild ein aussagekräftiges Bild erstellt. Um den LÜW
berurteilen zu können gibt es die Möglichkeiten Typ 0 (normal), Typ 1 (ausgebliebene Verschmelzung der Dornfortsätze des ersten und zweiten Kreuzwirbels), Typ 2 (symmetrische
Missbildung der Querfortsätze) und Typ 3 (unterschiedlich geformten Querfortsätze).
Genetische Erkrankungen beim Australian Shepherd:
Multidrug Resistance Gen 1 (MDR1):
Beim MDR1-Defekt (multiple Medikamentenüberempfindlichkeit) handelt es sich um einem Gendefekt, der für die Blut-Hirnschranke verantwortlich ist und eine Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Ivermectin-Medikamenten auslösen kann, die bei betroffenen Hunden zu neurologischen Problemen führen können und in schweren Fällen sogar tödlich enden können. Der MDR1-Defekt wird autosomal-rezessiv vererbt und es kann mit einem Gentest getestet werden, welchen der drei Genotypen der Hund hat und verebt. Einen ausführlichen Artikel mit vielen weiteren und wichtigen Infos, den ich zu diesem wichtigen Gendefekt geschrieben habe, kann man unter folgendem Link nachlesen: Gendefekt MDR1
Heat Shock Factorprotein 4 / Hereditäre Katarakt (HSF4):
Das HSF4 ist eine Mutation des Hereditären Katarakts (HC), welchen man als Augenkrankheit "grauen Star" kennt. Symptome wie Orientierungsschwierigkeiten zeigen betroffene Hunden bereits in jungen Jahren und es kommt durch die Trübung der Linse zur Beeinträchtigung der Sehkraft. Bei fehlender Behandlung kann die Erkrankung zur Blindheit führen. Die einzige Behandlungsmöglichkeit ist eine Operation, wo die natürliche Linse entfernt und durch eine künstliche Linse ersetzt wird. Die Vererbung ist noch nicht vollständig erforscht, man weiß jedoch, dass es zwei Formen gibt und kann mit einem Gentest testen, welchen der drei Genotypen der Hund hat und verebt. Die eine Form ist bei der Geburt vorhanden und kann beim Welpen festgestellt werden und die andere Form ist bei der Geburt noch
nicht vorhanden, kann jedoch, ohne erblichen Hintergrund, in einem Alter von bis zu 6 Jahren auftreten.
Collie Eye Anomaly (CEA):
Die CEA ist eine Entwicklungsstörung des Auges, welche durch eine Aderhauthypoplasie (Unterent-wicklung des Auges) gekennzeichnet ist. Bei einer Hypoplasie kommt es zur Fehlbildung der Blutgefäße, was zu Störungen der Netzhaut führt. Je nach Schwerengrad haben betroffene Hunde von Geburt an eine verminderte Sehkraft, was zu einer Netzhautablösung führen kann oder sie sind blind. Die CEA schreitet nicht fort, jedoch ist eine Heilung leider nicht möglich. Die Vererbung ist autosomal-rezessiv und mit einem Gentest kann getestet werden, welchen der drei Genotypen der Hund hat und verebt.
Hyperurikosurie und Hyperurikämie (HUU):
Die HUU ist eine Stoffwechselstörung, wo betroffene Hunde, besonders Dalmatiner, anstatt Allantoin (Nebenprodukt, welches Hunde beim Wasser lassen ausscheiden) Harnsäure mit dem Urin ausscheiden. Dies führt dazu, dass sich vermehrt Harnsteine bilden, die meist operativ entfernt werden müssen, da es zu schmerzhaften Blasenentzündungen, Blut im Urin, Verengungen der Harnwege, Entzündungen des Nierenbeckens oder einer Niereninsuffizienz führen kann. Die Vererbung ist autosomal-rezessiv und mithilfe eines Gentests kann getestet werden, welchen der drei Genotypen der Hund hat und verebt.
Progressive Stäbchen-Zapfen Degeneration (PRCD-PRA):
Die PRCD-PRA zählt zu den progressiven Retinaatrophien und ist eine fortschreitende Augen-erkrankung, bei der die Netzhaut langsam abstirbt, was zur Erblindung beider Augen führt. Symptome sind Nachtblindheit und Sehstörungen, die irgendwann zu völliger Blindheit führen, da zuerst die Stäbchenzellen, welche für das Sehen im Dunkeln zuständig sind, und danach die Zapfen, die für das Sehen im Hellen zuständig sind, absterben. Die Vererbung ist autosomal-rezessiv und mithilfe eines Gentests kann getestet werden, welchen der drei Genotypen der Hund hat und verebt.
Degenerative Myelopathie (DM):
Die DM ist eine neurologischer Erkrankung, die das Rückenmark zerstört. Die Erkrankung ist besondern bei Deutschen Schäferhunden verbreitet und beginnt im mittleren Alter. Symptome sind eine zur Seite knickende Hinterhand, unkoordinierte Bewegungen der Hinterhand, gestörten Reflexe und im späteren Verlauf Lähmungen der Hinterhand. Die DM ist schmerzlos, eine Heilung ist jedoch nicht möglich und die Diagnose kann nur mit einer Autopsie festgestellt werden. Die Vererbung ist autosomal-rezessiv und mit einem Gentest kann getestet werden, welchen der drei Genotypen der Hund hat und verebt.
Neuronale Ceroid Lipofuszinose (NCL):
Die NCL ist eine seltene, unheilbare Stoffwechselerkrankung bei der Giftstoffe, die normalerweise vom Körper ausgeschieden würden, im Nervensystem in den Nervenzellen gespeichert werden. Betroffenen Hunden fehlt ein Enzym, welches für den Abbau von Abfallstoffen in den Zellen sorgt. Symptome der NCL sind Halluzinationen, Epilepsie und Demenz und der Hund verliert im Laufe der Zeit alle kognitiven und motorischen Fähigkeiten, bis er, wenn er 2 bis 3 Jahre alt ist, an der Erkrankung stirbt. Um NCL zu diagnostizieren kann man entweder einen Gentest machen oder der Hund muss obduziert werden, da das Nervensytemgewebe angeschaut wird. Die Vererbung ist autosomal-rezessiv und mit einem Gentest kann getestet werden, welchen der drei Genotypen der Hund hat und verebt.
Canine multifokale Retinopathie Typ 1 (CMR1):
Die CMR ist eine erbliche Augenerkrankung bei der es zu Schäden und Defekten an unterschiedlichen Stellen der Netzhaut kommt und die durch mehrere blasenähnliche bräunlich-rosa subretinale Flecken auf der Netzhaut zu erkennen ist, welche entweder mehr werden oder wieder verschwinden können. Die Krankheit kann im Alter von 10 - 14 Wochen erkannt werden und betroffene Hunde haben meistens ein normales Sehvermögen mit sehr leichten Störungen, in seltenen Fällen kann es jedoch auch zu Blindheit führen. Eine Behandlung oder Heilung von CMR ist nicht möglich und warum die Flecken mal mehr und mal weniger sind, ist aktuell noch ungeklärt. Falls die Augenerkrankung Retinadysplasie diagnostiziert wird, sollte auf CMR getestet werden, da CMR . Die Vererbung ist autosomal-rezessiv und mit einem Gentest kann getestet werden, welchen der drei Genotypen der Hund hat und verebt.
Membrana Pupillaris Persistens (MPP):
Die MPP ist eine angeborene Augenerkrankung, die getenisch bedingt sein kann. Bei der Persistierenden Pupillarmembran handelt es sich um ein Häutchen, das die Pupille vor der Geburt bedeckt und kurz nach der Geburt verschwinden sollte. Bleiben Teile davon oder alles erhalten und bilden sich nicht zurück, bleiben Gewebereste auf der Iris/Linse zurück und es kommt zu Trübungen der Linse oder der Hornhaut, was die Sehfähigkeit beeinträchtigen kann, in sehr seltenen Fällen kann der Hund erblinden. MPP ist an zarten linienförmigen Strukturen auf der Iris oder an braunen punktförmige Pigmentablagerungen auf der Linsenvorderfläche, welche im Zentrum der Pupille zu sehen sind, zu erkennen und kann sich nicht verschlimmern. Wenn MPP nach einem Jahr noch nicht weg ist kann als erblich angesehen werden, der Erbgang ist jedoch aktuell noch zu unerforscht und noch nicht bekannt. Für MPP ist leider noch kein Gentest vorhanden und eine Diagnose kann durch einen Augentierarzt festgestellt werden.
Distichiasis
Die Distichiasis sind einzelne oder mehrere falschwachsende Haare / Wimpern, die aus den Drüsen, welche sich am Lidrad des Auges befinden, nach innen
wachsen. Die Distichiasis können unterschiedlich dick und lang sein und durch kratzen auf der Hornhaut zu Schmerzen, Pigmentierung und Verletzungen der
äußeren Schichten der Hornhaut führen. Die betroffenen Hunde können gereizte Augen, vermehrte Tränenbildung oder eitrige Sekrete in den Augen haben, die Mehrheit
der Hunde zeigen jedoch wenig bis keine Symptome. Um die Wimpern zu erkennen ist eine Lupenvergrößerung erforderlich und es gibt die Möglichkeit die fehlgestellten Wimpern
operativ entfernen zu lassen, sodass ein Nachwachsen verhindert wird. Eine Diagnose kann durch einen Augentierarzt festgestellt werden.
Retinadysplasie (RD):
Die Retinadysplasie (Retina = Netzhaut / Dysplasie = Missbildung) ist eine angeborene und warscheinlich vererbare Augenerkrankung, welche die Netzhaut des Auges betrifft. Bei der RD gibt es drei verschiedene Formen welche in unterschiedliche Schweregrade eingeteilt sind:
1. Multifokale / fokale Retinadysplasie
Die multifokale Retinadysplasie ist die leichteste Form und es sind einzelne oder mehrere kleine Netzhautfalten über die
ganze Netzhaut verbreitet. Das Sehvermägen des Hundes ist nicht eingeschränkt und der Hund hat 100 % Sehkraft.
2. Geographische Retinadysplasie
Die geographische Retinadysplasie ist die mittlere Form und betrifft größtenteils die obere Netzhauthälfte mit unregelmäßige größere Netzhautfalten. Das Sehvermögen des Hundes ist je nachdem wie groß die betroffenen Fläche der Netzhaut ist etwas mehr oder weniger eingeschränkt.
3. Totale Retinadysplasie
Die totale Retinadysplasie ist die schwerste Form und es kommt zu schweren Fehlbildungen mit einer Ablösung der Netzhaut. Das Sehvermögen des Hundes ist eingeschränkt und der Hund wird irgendwann, wenn sich die Netzhaut komplett gelöst hat, blind.
Die RD kann ein- oder beidseitig auftreten kann, die Form der RD bleibt jedoch unverändert und kann sich nicht verschlimmern, dass bedeutet, wenn ein Hund die multifokale Retinadysplasie hat, bleibt sie multifokal und verschlechtert sich nicht. Die multifokale Retinadysplasie kann schon im Welpenalter festgestellt werden, während die geografische Form bei einigen Hunden erst im Laufe des ersten Jahres festgestellt wurde. Die Erkrankung wird warscheinlich autosomal-rezessiv vererbt, der genaue Erbgang ist jedoch aktuell noch zu unerforscht und noch nicht wirklich bekannt. Für die Retinadysplasie gibt es noch keinen Gentest und man kann die Erkrankung nur durch einen Augentierarzt feststellen lassen.
Gebissformen beim Australian Shepherd:
Scherengebiss:
Das Scherengebiss eines erwachsenen Hundes hat 42 Zähne.
20 Zähne im Oberkiefer und 22 Zähne im Unterkiefer.
Oben und unten sind jeweils 2 Fangzähne, 6 Schneidezähne, 8 Vorbackenzähne
und oben 4 Backenzähne im Oberkiefer und unten 6 Backenzähne im Unterkiefer.
Welpengebiss:
Das Gebiss eines Welpen hat 28 Zähne.
Das Welpengebiss hat oben und unten jeweils 2 Fangzähne, 6 Schneidezähne
und 6 Vorbackenzähne. Die hinteren Backenzähne sind noch nicht vorhanden.
Fehlerhafte Gebisse:
Fehlerhafte Gebisse sind das Zangengebiss und der Überbiss und Vorbiss.
Ausgeschlagene oder abgebrochene Zähne werden nicht als Fehler gewertet.
Hat ein Hund ein fehlerhaftes Gebiss ist er von der Zucht ausgeschlossen.
© Happiness Soul Aussies